Ich suche meine Zwillingsschwester Judith. Wir wurden zwei Monate zu früh geboren und kamen sofort in den Brutkasten. Mein Vater hatte die kurze Gelegenheit, einen Blick auf Judith zu werfen. Am nächsten Morgen wurde meiner Mutter, von ihrem behandelnden Frauenarzt mitgeteilt, dass Judith in der Nacht, in das Frühchenzentrum nach Halberstadt gebracht werden musste und dort um 23.55 Uhr verstorben ist. Nachdem meine Mutter dies erfahren hat, kam ein ihr unbekannter Arzt auf sie zu und bat sie ihn zu begleiten. Meine Mutter wurde in einen Konferenzraum geführt, in dem noch vier oder fünf weitere Männer saßen. Diese begannen nun auf meine Mutter einzureden und nötigten sie dazu, eine Einwilligung zu einer anonymen Beerdigung zu geben. Es wurden ihr die unterschiedlichsten Todesursachen genannt, häufig wurde sich widersprochen. Unter Druck, willigte meine Mutter ein. Sie wurde in ihr Zimmer zurückgebracht und wir hörten nie wieder etwas von Judith, ihrem Tod oder ihrer Beerdigung. Anonyme Beerdigungen sind ja nicht so ungewöhnlich, was jedoch diese fremden Männer/Ärzte mit der Beisetzung meiner Schwester zu tun hatten, ist uns bis heute unklar.
Einen Totenschein haben wir nicht bekommen. Das Einzige was wir haben, ist eine Rechnung vom Beerdigungsinstitut…???
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Stefanie Krauß.