Ein liebes Hallo,
mein Name ist Jana Meier ,42 Jahre, und ich bin auf der Suche nach der Wahrheit um meinen kleinen Bruder Sebastian. Sebastian Babitsch wurde am 21.10.1982 in der Weinbergklinik in Schwerin geboren. Er kam als Frühchen auf die Welt, doch die Ärzte meinten damals zu meiner Mama, er sei über den Berg und er wird es schaffen. Meine Mama war jeden Tag bei Sebastian in der Klinik. Doch am 31.10.1982 erhielten wir ein Telegramm, dass Sebastian doch verstorben sei, Für uns brach eine Welt zusammen!!
Aber all die Jahre haben wir Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Todes. Es gibt zwar eine Geburtsurkunde und auch eine Sterbeurkunde, aber meine Mutter und der Papa von Sebastian konnten sich damals nicht von ihrem Sohn verabschieden und es gab auch kein Begräbnis. Wir Geschwister, meine beiden Brüder und ich, wussten nicht einmal wie der Kleine aussah und waren dennoch überwältigt von der Trauer unseren kleinen Bruder verloren zu haben. In all den darauf folgenden Jahren und Jahrzehnten ist sehr viel passiert, aber wir haben Sebastian nie vergessen und es bleibt immer noch diese Ungewissheit ,ob Basti es wirklich nicht geschafft hat oder ob er uns doch vom DDR –Regime damals weg genommen wurde und zur Adoption frei gegeben wurde. Meine Mama lebte zwar damals mit dem Papa von Sebastian zusammen, der auch für mich und meine beiden Brüder wie ein Vater war. Doch vor den DDR Behörden galt unsere Mutter als alleinerziehende Frau mit 3 Kindern. Die Vermutung liegt Nahe, dass Basti uns einfach weggenommen wurde.
Meine bisherigen Recherchen ergaben, dass die Handlanger des damals staatlich organisierten Kindesentzugs in Einzelfällen nicht vor dreisten Lügen zurück schreckten. Mehrere Eltern fanden erst viel später durch eigenen Nachforschungen heraus, dass ihre Neugeborenen Kinder gar nicht nach der Geburt gestorben sind, wie man ihnen im Krankenhaus kühl (oder wie bei uns per Telegramm ) mitgeteilt hat. In Wirklichkeit sind sie ohne ihr Wissen anderen Familien als vermeintliche Waisenkinder zur Adoption übergeben worden. Sicher die perfideste Form, die gesetzlich vorgesehene Einwilligung der Eltern zur Aufgabe des Sorgerechts zu umgehen. (Auszug aus ENTRISSEN, von Katrin Behr)
Nun will ich als große Schwester nicht länger in der Ungewissheit leben und habe mit der Suche nach der Wahrheit begonnen. Natürlich gingen einige Gespräche mit meiner Mama und auch mit dem leiblichen Papa von Basti voraus und natürlich ist es auch für sie zum Lebensthema geworden, Doch die Suche nach der Wahrheit hatte für die Beiden immer wieder ihre Hindernisse. Allein schon die Fragen wie, in welcher Stadt würde er leben, welchen Namen hat er jetzt, wenn er lebt und glücklich ist, haben wir das Recht plötzlich in sein Leben zu treten???? Und noch viele weitere Ängste und Gedanken begleiten sie. Doch auch immer wieder die Frage „LEBT SEBASTIAN ? “
Und nun kann und will ich nicht mehr länger warten ,sondern mit der Suche nach der Wahrheit beginnen ,in der Hoffnung Sie können mir(uns) weiter helfen! Deshalb wende ich mich mit diesem Brief an Sie und verbleibe in der Hoffnung auf Ihre baldige Antwort
Mit lieben Grüßen
Jana Meier