Meine Frau hat am 03.02.1979, damals 17-jährig, im damaligen Kreiskrankenhaus Bautzen, einen Jungen zur Welt gebracht. Da es ein “Frühchen” war, wurde es im Inkubator medizinisch versorgt. Von medizinischer Seite gab es keinerlei größere Probleme, das beweisen auch die Patientenakten, die wir inzwischen eingesehen und vor der Vernichtung haben sicherstellen lassen. Am Morgen des 07.02.1979 sah meine Frau, vor der morgendlichen Visite, mehr zufällig aus dem Fenster ihres Krankenzimmers und sah dabei, dass der Inkubator mit dem Sohn Olaf, abgedeckt mit einem Tuch, in einen Krankenwagen verladen wurde. In diesem Zusammenhang muss dazu folgende Tatsache festgestellt werden: Das Krankenhaus Bautzen verfügte zu diesem Zeitpunkt über mehrere Brutkästen, die – bis auf eine einzige Ausnahme – alle über die damals übliche halbrunde Abdeckung verfügten. Es gab nur einen einzigen Brutkasten der neueren, moderneren Nachfolgegeneration, mit der heute noch üblichen eckigen Abdeckung. Und eben dieser Inkubator wurde in den Krankenwagen gebracht und das Fahrzeug fuhr vom Krankenhausgelände. Durch diese Beobachtung alarmiert, wollte meine Frau verständlicherweise sofort auf die Kinderstation. Auf halbem Wege wurde sie jedoch von einer Krankenschwester abgefangen und recht barsch wieder auf ihr Krankenzimmer verwiesen. Erst geraume Zeit später erschien dann endlich ein Arzt und teilte ihr lakonisch mit, dass das Kind angeblich am Abend vorher um 22.15 Uhr verstorben sein soll. Kein weiterer Kommentar warum, wieso oder weshalb. Auf Drängen ihrer Eltern und des Krankenhauses stimmte sie dann zu, dass sich das Krankenhaus um die Bestattungsformalitäten kümmern solle. Dazu wurden ihr Dokumente zur Unterschrift vorgelegt. Natürlich habe ich meine Frau im Zuge unserer jetzigen Recherchen auch gefragt, ob sie sich diese Papiere nicht durchgelesen habe, aber auf Grund der damaligen psychischen Verfassung und der Beruhigungsmittel ist es sicherlich verständlich, dass sie nicht bewusst wahrgenommen hat, was für Papiere sie dort unterschrieb. Obwohl meine Frau eindringlich darum bat, ihr Kind noch einmal zu sehen und sich von ihm verabschieden zu dürfen, wurde dies vom Krankenhaus ohne jede Begründung abgelehnt. Wie wir aus den Akten wissen, hat das Kind aber noch zwei Tage bis zur angeblichen Obduktion in der Pathologie des Krankenhauses Bautzen gelegen, sodass durchaus dazu eine Möglichkeit gegeben gewesen wäre. Das man den Jungen obduziert hat, haben wir auch erst jetzt erfahren. Davon ist meine Frau niemals in Kenntnis gesetzt worden, geschweige denn, dass man ihre oder die Zustimmung der Eltern meiner Frau eingeholt hat. Da meine Frau nicht darüber informiert worden ist, wo ihr Kind begraben sein soll (obwohl es eine “Rechnung” für einen Kindersarg und dessen Ausstattung gegeben hat), hat sich meine Frau damals auf eigene Faust auf den Friedhöfen auf Suche begeben. Als dieses bekannt wurde, löste es in der Familie einen wahren “Volkszorn” aus! “Mädel lass die Sache ruhen, rühr nicht daran herum.”, waren die eindringlichen Beschwörungen ihrer Eltern und ihres damaligen Verlobten, Kindsvater und späterer Ehemann. Obwohl die Zweifel meine Frau in all den Jahren nie zur Ruhe kommen ließen, konnte sie auf eventuelle Unterstützung ihrer Familie nicht zählen. Erst als wir im Jahr 2001 geheiratet haben, hat mir meine Frau nach und nach die ganze Geschichte erzählt. Für mich als ehemaligen Polizisten war relativ schnell klar, dass an der ganzen Sache einiges nicht stimmen kann, was unsere bisherigen Recherchen mehr als nur bestätigt haben. In den Patientenakten sind so viele Ungereimtheiten, das diese nicht einmal ein Mediziner mehr erklären kann. Es gibt auf keinem Friedhof in Bautzen und Umgebung einen Hinweis auf eine Bestattung des Kindes. Der angebliche Totenschein ist offensichtlich im Nachhinein manipuliert worden. Leider können wir die Mutter meiner Frau nicht mehr befragen, da sie 1992 verstorben ist. Der Vater meiner Frau blockt bei diesem Thema sofort ab. Außerdem sind plötzlich diesbezügliche Unterlagen z. B. die Bestattungsrechnung, die bis zum Tode der Mutter noch vorhanden war, angeblich nicht mehr existent und es hat sie angeblich auch nie gegeben. Allerdings sind wir durch eine Tante meiner Frau auf eine Sache aufmerksam geworden, die ihr selbst entfallen war, die aber durchaus in einem Zusammenhang stehen könnte. Die Eltern meiner Frau verfügten 1979/80 urplötzlich über eine größere Summe finanzieller Mittel, die in keinem Verhältnis zu ihrem damaligen Einkommen stand. Und so geht es immer weiter. Immer wenn man denkt, man bekommt Antworten, die einen bei der Suche weiterbringen, tauchen immer mehr Fragen auf. Allerdings sind wir noch nicht am Ende. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist Olaf tatsächlich gestorben, wovon wir aufgrund der vorliegenden Fakten und Tatsachen keineswegs ausgehen, oder wir finden die Stelle, wo er beerdigt ist, oder – und davon sind wir überzeugt – er lebt und dann finden wir ihn, egal wie lange es dauern sollte!!!
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Ramona Bormann.