Zwillingsbruder, Michael Pippis, wird gesucht von der Zwillingsschwester Christiane und den anderen Geschwistern, sowie von der Mutter, Dagmar. Da damals Walter Ulbricht Pate war, wurde diese Geschichte vielleicht so ähnlich weitererzählt. Es kann auch sein, dass aus Taktik der früheren SED oder der Stasi der Junge gleich einen anderen Namen bekommen hat und das Geburtsdatum ein paar Tage weniger oder mehr anzeigt. Nachfolgender Bericht beschreibt unsere Suche nach dem Zwillingsbruder: Als meine Mutter am 31.05.1966 Zwillinge in Berlin Kaulsdorf geboren hatte, wurde ein paar Tage später in der Zeitung (BZ am Abend) über Zwillinge berichtet, die angeblich am 01.06. zum Kindertag geboren wurden und wo angeblich Walter Ulbricht Pate gewesen sein soll. Da aber die Kinder zu früh geboren wurden, sind angeblich beide Kinder zum Krankenhaus Lindenhof verlegt worden. Eine Delegation von Walter Ulbricht war damals einmalig bei meiner Mutter und hat 2 Ausfahrgarnituren übergeben. Als meine Mutter den Zeitungsbericht über eine Zwillingsgeburt im Krankenhaus Kaulsdorf zum Kindertag am 01.06.1966 gelesen hatte, fragte sie eine Schwester im Krankenhaus, wer noch Zwillinge bekommen haben soll und diese sagte, dass ihre Zwillinge gemeint sind, aber um es für die Zeitung spannender zu machen wurde behauptet, sie seien am Kindertag geboren und Walter Ulbricht wäre Pate. Ein paar Tage später teilte man meiner Mutter mit, dass ihr Sohn verstorben ist. Sehen durfte sie ihr Kind aber nicht und es wurde ihr auch nicht gesagt, wo das Kind beerdigt wurde. Angeblich wurde es bei einer alten Frau mit ins Grab gelegt, aber nicht gesagt wo. Eine Sterbeurkunde wurde ihr aber nicht ausgehändigt, ist aber meiner Mutter damals nicht so aufgefallen. Ich muss dazu sagen, meine Mutter war damals erst 16. Erst als die Rentenkasse vor einigen Jahren, zwecks Rentenberechnung, die Sterbeurkunde brauchte, fragte meine Mutter im damaligen Krankenhaus nach. Die Hebamme, mit der wir 2004 noch einmalig Kontakt hatten, wegen der benötigten Sterbeurkunde für die Rentenkasse, ist aber nun schon in Rente gegangen. Diese sagte 2004, dass sie erstaunt ist, dass der Sohn tot sein soll, denn dieser war damals kerngesund und stabiler wie das Mädchen. Auch soll nur das Mädchen in den Brutkasten gekommen sein. Leider wissen wir aber nicht mehr den Namen der Hebamme. Aber das lässt sich ja rauskriegen wer nach 2004 in Rente gegangen ist und seit 1966 im Dienst war. Schließlich hat meine Mutter 2004 eine Sterbeurkunde nachträglich vom Standesamt erhalten. Seitdem glaubt aber meine Mutter nicht an dem Tod ihres Sohnes. Übrigens, der Professor der damals die Kinder auf die Welt geholfen hat, hieß Professor Waldaja oder so ähnlich (im Krankenhaus Kaulsdorf beschäftigt). Er war damals schon ca. 50 Jahre alt und ist leider schon verstorben. Vielleicht hat ja einer seiner Kinder oder jemand aus seiner näheren Familie keine Kinder bekommen und hat sich unseren Bruder angeeignet. Denn warum küsst ein Arzt ein Neugeborenes, noch mit Blut beschmiert, ab? Das sieht in meinen Augen so aus, als wollte er ausdrücken: “Hallo Kleiner -willkommen in unserer Familie”. Vielleicht als sein Enkel oder so ähnlich. Vielleicht müsste man in seiner Familie nachforschen, ob dort mal irgend Jemand ein Kind 1966 angenommen hat, über Adoption. Der Professor (Waldaja oder so ähnlich) sagte widersprüchlich zu meiner Mutter, dass der Junge tot zur Welt kam, ein anderer sagte, er sei nach ein paar Tagen gestorben. Wiederum ein anderer sagt, beide Kinder wurden zum Krankenhaus Lindenhof verlegt. Aber in den Akten vom 1. Krankenhaus Kaulsdorf stand nichts über ein Tod von einem der Kinder. Demnach muss der Junge ja in dem verlegten Krankenhaus Lindenhof gestorben sein. Es wäre hier interessant, ob beide Kinder bei der Verlegung ins Krankenhaus Lindenhof auch angekommen sind oder ob hier der Sohn schon vorher abgezweigt wurde, zum Eigenbedarf des Professors oder Jemanden aus seinem Bekanntenkreis oder der SED. Der Professor meinte auch, nach dem angeblichen Tod des Sohnes: “ Haben Sie sich nicht so, Sie sind noch jung und können ja jederzeit wieder Kinder bekommen.” Es ist traurig, dass früher Jemand aus der Stasizeit, Jemand mit viel Macht so etwas machen konnte und man es nicht aufklären kann. Jede Mutter würde dieses Schicksal nicht hinnehmen ohne Kampf und auf Hoffnung auf eine Aufklärung über den Verbleib des Sohnes. Wäre damals bei der Behauptung, dass ihr Sohn tot ist ,meiner Mutter erlaubt gewesen, den toten Sohn noch einmal zu sehen oder wäre ihr eine Möglichkeit erlaubt gewesen, ihr Kind zu beerdigen, hätte man ja auch mit der Trauer abschließen können. Aber da man nur sagte der Sohn ist tot, er wurde bei einer alten Frau mit ins Grab gelegt und man könne ihr nicht sagen wo, das Alles ist im Nachhinein ziemlich unglaubwürdig. Seit der Aussage von der früheren Hebamme ist meine Mutter auch davon überzeugt, dass ihr Sohn noch lebt, aber wir haben leider keine Möglichkeit diese Ungerechtigkeit aufzudecken. Wir werden aber alle Möglichkeiten ausschöpfen, auch wenn es noch weitere Jahrzehnte dauert. Wir geben nicht auf. Wir sind außerdem auf der Suche nach einem Archiv von der früheren SED Zeitung, der BZ am Abend. Wir wissen, dass in der BZ am Abend am 02.06.1966 in einem Bericht über die Geburt von Zwillingen geschrieben wurde, wo Walter Ulbricht Pate gewesen sein sollte. Es soll wörtlich in der BZ am Abend drin gestanden haben: “gestern pünktlich zum Kindertag wurden Zwillinge in Berlin Kaulsdorf geboren ….Walter Ulbricht Pate….” Da wir aber mit unserer Suche auf der Stelle stehen wollen wir über die Berliner Zeitung einen Bericht schreiben lassen. Eine Anfrage wurde schon dahingehend unternommen. Man könnte ja erneut zum Kindertag diesen Bericht schreiben mit z.B. “gestern vor 42 Jahren wurden Zwillinge geboren ,Walter Ulbricht Pate, Zwillingsbruder seit dem vermisst…” Wir hoffen, dass wir mit unserer Suche dadurch weiterkommen.
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Christiane Meier.