Olga ist meine Schulfreundin, wir waren unzertrennlich. Ich war zehn Jahre alt, als Olga in unser Dorf Dürrweitzschen zog. Wir wurden beste Freundinnen. Wir besuchten die gleiche Schule in Böhlen, von 1991 bis 1997. Eines Tages wollte ich sie zur Schule abholen, als mir gesagt wurde, dass Olga krank sei. Nach der Schule wollte ich Olga besuchen, es war keiner mehr da. Alles leer! Der Bungalow, in dem Olga wohnte, war ausgeräumt, nichts war mehr da. Überall fragte ich nach, keiner wusste etwas oder wollte mir etwas sagen. Eine Welt brach für mich zusammen. Meine beste Freundin war weg, für immer?! Inzwischen sind 12 Jahre vergangen, als ich Olga zum letzten Mal sah. Ich denke immer noch an sie. Ich habe Hoffnung, Olga über den Suchpool zu finden. Viele Jahre habe ich gesucht, jedoch ohne Erfolg.
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Katy Franzke.
Autor: Richard Eiterer
Lindhorst, Klaus Dieter
Jahnke, Ursula
Hügelow, Mike
Lindhorst, Birgit Gerda Herta
Name(n) unbekannt
Merins (Maier), Ramona
Ich suche meine Halbschwester Ramona. Meine Mutter ist Christine Müller geb. Merins. Sie wurde am 07.08.1965 in Wittenberg geboren. Verstorben ist sie am 24.04.2007. Erst im Jahre 2000 erfuhr ich, dass ich noch eine Halbschwester habe. Sie müsste jetzt Mitte 20 sein. Ich war in vielen Pflegefamilien und war dann von 1987- 1994 im Albert-Schweitzer Kinderhaus in Kropstädt.
Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Andreas Maier.
Heimann, Nicole
Nicole ist die Tochter meiner verstorbenen Schwester Annemarie Heimann, geb. Harre. Sie wurde am 29.04.1956 in Halle geboren und ist durch einen Verkehrsunfall am 26.04.1980 oder 27.04.1980 ums Leben gekommen. Der Unfall war sehr mysteriös. Es wird vermutet, dass dieser bewusst geschehen ist. Nicole wurde ein Jahr nach der Geburt meiner Schwester Annemarie weggenommen. Sie befand sich damals in schlechter Gesellschaft und wurde wegen kleinen Diebstahls eingesperrt. Nach ihrer Haft kamen die Kinder Manuela, welche schon Kontakt zu uns hatte, und Nicole auf die Welt. Manuela ist am 03.10.1975 in Halle geboren. Wegen der Vorstrafe hatte das Jugendamt meine Schwester auf den Kieker. Meine Schwester brachte die Kinder oft zu ihren Eltern, daraufhin wurden sie ihr weggenommen. Deshalb besteht der Verdacht einer Zwangsadoption. Nicole hat Bank- oder Wirtschaftskauffrau gelernt, sie hatte Kontakt zum leiblichen Vater.
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Gunda Harre.
Name(n) unbekannt
Ich suche Ehemaliges Pflegepersonal der Kinderklinik Leipzig. Der Vater ist Bethe, Michael und wurde am 27.12.1955 in Dessau geboren.
Nun zu dem Sachverhalt:
Beginn eines Alptraums! Der Geburtstag unseres Kindes, Bethe, Anika ist am 10.02.1984. Anika wurde in der Frauenklinik Dessau Ziebig geboren.
Am 10.02.1984 kam ich am Vormittag mit dem Krankenwagen mit Blaulicht in die Frauenklinik, da bereits Fruchtwasser in großer Menge abgegangen war. Der Blasensprung war rechtzeitig, das Fruchtwasser war hell und das Plazentagewicht betrug 600 gr. Das Geburtsgewicht von Anika waren 3050 gr. und sie war 49 cm groß. Die Einsetzung der Atmung war spontan. Unsere Tochter war ein reifes Kind, mit einem apfelgroßen Nabelschnurbruch, der Bruchsack war intakt. Nach der Geburt wurde Anika gleich gemessen, gewogen und von Frau Dr. Reuter untersucht. Danach wurde sie angezogen und gleich aus dem Zimmer getragen. Ich hörte sie schreien, und das heute noch nach 25 Jahren… denn ich sah meine Tochter danach nie wieder! Merkwürdig war, dass meine Tochter kein Namensbändchen an den Arm bekam. Ich kann einfach nicht zur Ruhe kommen, meine Gedanken kreisen wie verrückt… Wo ist mein Kind, wie geht es ihm, warum darf ich sie nicht sehen, nicht wissen, wo sie ist, was habt Ihr mit ihr gemacht????? Was tut man mir und dem Kind an? Ein Kind gehört zu seiner Mutter!!!!
Die Schwestern bemerkten meine Unruhe und boten mir starke Beruhigungsmittel an, die ich aber ablehnte. Ich wollte wissen was eigentlich los ist, doch die Schwestern machten einfach nur zu. Sie standen ja unter Schweigepflicht, diese durfte ja zu DDR- Zeiten nicht verletzt werden, sonst hätten sie nicht nur ihren Job verloren, sondern wurden auch noch hart bestraft. Es kam der 14.02.1984, die Schwestern versuchten mir unbedingt ein Beruhigungsmittel zu verabreichen und ich sollte mein Zimmer nicht mehr verlassen!!!!! Niemand kümmerte sich um mich, man ließ mich einfach liegen. Nach einer gewissen Zeit kam ich auf eine Notliege, (im eigentlichen Umkleideraum der Schwestern, neben dem Schwesternzimmer) da die Betten für die Entbindungsstation gebraucht wurden, weil der Kreißsaal erneuert wurde. Immer wieder fragte ich nach meiner Tochter, wollte sie bei mir haben… eine Antwort bekam ich nicht! Später wurde ich auf die Entbindungsstation gebracht, wo man mich wieder in einer Art Schleuse stehen lies. Wieder fragte ich nach meinem Kind, wurde aber schroff darauf hingewiesen, dass ich endlich ruhig sein soll, es wäre alles in Ordnung. Ich konnte dieses Verhalten nicht deuten, spürte nur innerlich, dass was nicht in Ordnung ist. Im Prinzip hat man mich behandelt, als hätte ich Dreck am Stecken.
Von meinem Mann bekam ich langstielige Rosen zur Geburt unseres Kindes. Diese stellte ich um die Mittagszeit vor die Tür, da sie einen starken Duft hatten. Als ich sie wieder reinholen wollte, waren sie weg. Eine Putzfrau sagte mir heimlich, dass sie zerbrochen in der Mülltonne liegen. Heimlich schlich ich mich mit ihr zu den Räumen, wo der Müll deponiert wurde, sie hatte Recht, es waren meine Rosen.
Ich schoss darauf hin ins Schwesternzimmer. Ich legte den Sachverhalt unverblümt klar und sagte energisch, dass ich nun in mein Zimmer gehe und wenn die Blumen nicht fünf Minuten später wieder da wären, würde ich einen Aufstand machen, der sich gewaschen hätte. Die Schwestern schauten auf den Boden, nur die Oberschwester äußerte sich, dass ich mich nicht so anstellen soll, da ich ja noch Kinder zu Hause hätte. Es verschlug mir die Sprache und ich wollte den Stationsarzt sprechen, dieses wurde mir verwehrt. Ich sollte in mein Zimmer gehen, sagte man mir.
Kurz darauf kam die Oberärztin Reuter und erklärte mir, dass mein Kind einen Nabelbruch hat, der nicht gefährlich sei und erst mit drei Jahren operiert werden müsse. Ich sagte, ich wolle meine Tochter sehen, dies wehrte sie mit den Worten ab, dass man sie nach Leipzig wegen der Nabel-OP gebracht hätte… doch wie passt das denn nun zusammen, war mein Gedanke. Ich wollte die Telefonnummer von Leipzig haben, um mich nach dem Gesundheitszustand meines Kindes zu erkundigen. Sie meinte sie würde mir die Nummer nicht geben, da sie meinte, ich solle mich erst einmal um meine Gesundheit kümmern. Mein Kind wäre in guten Händen.
Heimlich besorgte ich mir die Telefonnummer der Kinderklinik in Leipzig und rief dort am 11.02., 12.02. und am 13.02. heimlich an. Erst kannte keiner eine Anika Bethe, die am 10.02.1984 geboren war. Ich blieb hartnäckig und verlangte nach dem Vorgesetzten des Herrn. Erst dann sagte man mir, ich solle mich beruhigen und einen Moment warten, dieser Moment kam mir wie eine Ewigkeit vor. Danach meldete sich diese männliche Stimme am Telefon noch einmal und gab mich weiter. Sehr stockend und stotternd wurde mir gesagt, es ginge ihr gut, dann wurde aufgelegt. Wie ein Löwe lief ich hin und her. Nun wusste ich endgültig, dass etwas nicht stimmt. Immer wieder versuchte ich etwas von den Schwestern heraus zu bekommen, traf aber nur auf eiskalte Gesichter. Außer bei einer Lernschwester, sie sah mich mitleidig an, doch wenn ich einen Schritt auf sie zukam, verschwand sie schnell oder die Schwestern riefen sie zu sich.
Meine Rosen standen auch wieder vor der Tür, jedoch total lädiert. Es war ein trauriges Bild, diese Rosen zu sehen. Ich wurde immer nervöser, kam mir vor wie in einem Käfig. Ich fragte immer wieder, was die von mir wollten, denn ich wurde auf Schritt und Tritt beobachtet, sogar wenn ich auf die Toilette wollte. Sobald ich auf dem Gang war, wurde ich in mein Zimmer verwiesen. Am 14.02.1984 holte man mich in das Stationszimmer, dort saß Dr. Otto. Mein damaliger Ehemann stand, mit einer Schwester, vor dem Stationszimmertür und durfte nicht mit rein.
Dr. Otto erklärte mir, dass mein Kind an einem Nabelbruch operiert wurde, mit einer Art, dass ich glaubte jede Minute meine Anika im Arm halten zu dürfen. Ich freute mich innerlich, bis er auf einmal ganz kalt sagte, dass meine Tochter den Tag verstorben sei. An was und wieso sagte er mir nicht. Ich stürmte aus dem Zimmer, an meinem Mann und meiner Schwägerin vorbei, in mein Zimmer. Mein Mann folgte mir und nahm mich gleich weinend in den Arm. Er hatte am 14.02.1984 nachmittags aus Leipzig ein Telegramm erhalten. Ich sagte ihm, dass alles eine Lüge ist. Anika sei nie und nimmer verstorben. Ich habe eine Stunde später die Klinik auf eigenen Wunsch verlassen. Der Arzt wollte mich nicht entlassen, jedoch habe ich ihm erklärt, dass ich die Klinik mit oder ohne sein Einverständnis verlasse. Er sagte dann ganz mitleidig, dass ich in die Klinik jeder Zeit wieder zurückkommen könnte, falls mit mir irgendwas sein sollte. Dies hörte ich beim herausgehen. Ich antwortete, dass dies nicht der Fall sein wird, da ich mich betrogen fühlte. Als ich zu Hause ankam, lies ich erst einmal alles aus mir raus, meine ganze Wut und Traurigkeit. Meinem Mann sagte ich, Anika ist nicht tot, sie lebt. Er versuchte mich zu trösten, aber ich lies es nicht zu. Ich stürzte mich gleich an die Arbeit, so dass ich keine Zeit zum Nachdenken hatte. Von der Klinik bekam ich bescheid, dass ich den Totenschein in Leipzig abholen sollte. Wir fuhren mit total gemischten Gefühlen hin. Auf dem Totenschein stand, dass unser Kind am 13.02.1984, um 23.10 Uhr an Kreislaufversagen verstorben ist. Wir wurden stutzig, besonders ich. Laut Aussage von Dr. Otto war unser Kind doch am 14.02.1984 verstorben!
Dann fing ich an nach Puzzleteilen zu suchen. Immer wieder versuchte ich meinem Mann davon zu überzeugen, dass etwas nicht stimmt. Er war jedoch der Meinung, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Er sagte mir auch nicht, dass in dem Telegramm nicht der Name Anika stand, sondern der Name Anja! Er wollte mich nicht noch mehr beunruhigen. Wir bekamen auch Post von Leipzig und Halle, dass wir zu einem genetischen Test kommen sollten, da wir ein Ehepaar unter Tausenden wären, die keine gemeinsamen gesunden Kinder bekommen könnten. So war es geschrieben und mein Mann glaubte es. Ich bäumte mich gegen dieses Schreiben auf, so dass es zwischen uns nur noch zu Streit kam.
Ich weinte sehr oft, da ich diese Komödie einfach nicht glauben konnte und wollte, da ich bereits zwei gesunde Kinder von meinem verstorbenen Mann geboren hatte und mein Mann auch eine gesunde Tochter hatte. Ich konnte meinen Mann überzeugen, dass wir diesen Test nicht machen lassen. Aus Wut zerriss ich diese Briefe. Danach hatte ich mehrfache Zusammenbrüche, die ich aber selber abfangen konnte. Ich kniete mich in meine Arbeit, meinen Haushalt und in die Versorgung meiner Kinder. Danach versuchte ich meinen Mann zu überzeugen, nochmals ein Kind zu zeugen, doch er lehnte es ab, da er im Hinterkopf hatte, noch mal ein Kind zu verlieren und mich womöglich auch noch. Das Risiko wollte er nicht eingehen. Ich wollte beweisen, dass Anika lebt und wir keinen Gendefekt haben. Er versuchte alles, um mich von dem Thema ab zu lenken. Doch je mehr er auf mich einwirkte, desto mehr entfernte ich mich von ihm, hatte sogar Angst, wenn wir ins Bett gingen. Ich habe meinen Mann betrogen, indem ich ihn verschwieg, dass ich die Pille abgesetzt hatte. Ich wurde schwanger und habe meinen Willen durchgesetzt, um zu beweisen, dass wir keinen Gendefekt haben und ein gesundes Kind zur Welt bringen werden! Am 31.10.1985 kam unsere Tochter Sandra gesund zur Welt. Anwesend war wieder Frau Dr. Reuter. Ich sprach sie auf Anika an, doch sie wehrte das Thema ab und sie verließ sofort das Zimmer, in dem ich lag. Sie vermied jeden Kontakt zu mir. Nun habe ich den Beweis, dass wir nicht zu den Ehepaaren gehören, die keine gesunden Kinder bekommen können. Unbewusst machte ich meinen Mann für alles verantwortlich. Unsere Ehe hatte dadurch keine lange Lebensdauer. Ich fühlte mich betrogen, auch um mein Mutterglück. Für mich gibt es nichts Schöneres als Kinder. Ich habe wieder geheiratet und nach meiner Flucht aus der DDR noch vier weitere gesunde Kinder geboren, meine Tochter Anika konnte ich all die Jahre nicht vergessen. Vor allen Dingen an den Tagen, wie Geburtstage, Weihnachten, Familienfeste usw., denn gerade dann gehört eine Familie zusammen. Auch wenn meine Familie nun groß ist, gibt es immer einen leeren Platz am Tisch.
Ich bin durch den Verlust meiner Tochter sehr krank geworden. Jede Fernsehsendung, in der es um adoptierte Kinder aus der ehemaligen DDR geht verfolge ich, in der Hoffnung, dass auch Anika ihre leiblichen Eltern sucht. Ich weine jedes Mal, wenn ich sehe, wie Familien wieder vereint werden und sich in die Arme schließen können. Ich hoffe immer wieder, dass auch ich das Glück einmal habe. Mein jüngster Sohn, er ist 12 Jahre, vermeidet solche Sendungen, weil er es nicht mehr ertragen kann, dass seine Mutter jedes Mal weinend am TV sitzt. Bei mir gab es keine Adoption, das weiß ich vom Jugendamt! Allerdings hatte mir eine Mitarbeiterin des Jugendamtes einmal gesagt, dass es eine Akte zu Anika gibt. Als ich das nächste Mal da war, ist diese Mitarbeiterin ins Archiv gegangen, um die Akte zu holen. Sie kam wieder ohne Akte. Sie sagte mir, dass die Akte nicht mehr auffindbar wäre. Nein, bei mir ist es schlimmer, mir wurde mein Kind geraubt. Ich bin mir sicher, in Leipzig wurde unser Kind nicht verbrannt, es war ein anderes Kind, auch wenn man uns das glauben machen wollte. Die ganzen Jahre war ich nicht untätig, doch egal an wen ich mich wand, z.B. Medien wie TV und Zeitschriften, niemand wollte mir weiterhelfen!!!!!!!!! Es wurde jede Hilfe einfach blockiert. Mein Gefühl sagt mir, dass es meiner Tochter gut geht und es sich bester Gesundheit erfreut. Sie nennt eine andere Frau Mutti, ohne zu wissen, dass sie meine Tochter ist. Ich habe die Karten legen lassen, diese sagen:
Sie ist im sozialen Bereich tätig und kreativ…. diese Eigenschaft hat sie von mir geerbt. Die Karten sagen , dass sie sich aufhält, wo es Berge gibt, die höher sind als der Brocken oder der Schwarzwald. Sie hat einen Bauernhof umgebaut, in dem sie lebt. Er ist umgeben von großen Tannenbäumen. Sie trägt einen anderen Namen und ihre Scheinmutter hüllt sich in Schweigen.
Ich möchte nur wissen, warum man mir das Glück genommen hat und mein Kind endlich in die Arme nehmen. Ich hoffe, dass ehemaliges Pflegepersonal sich an diesen Sachverhalt erinnern kann und mir Hinweise zum Auffinden meiner Tochter geben kann.
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Martina Lenz.
Name(n) unbekannt
Ich suche ehemaliges Personal der Frauenklinik Dessau Ziebig. Der Vater ist Bethe, Michael und wurde am 27.12.1955 in Dessau geboren.
Nun zu dem Sachverhalt:
Beginn eines Alptraums! Der Geburtstag unseres Kindes, Bethe, Anika ist am 10.02.1984. Anika wurde in der Frauenklinik Dessau Ziebig geboren.
Am 10.02.1984 kam ich am Vormittag mit dem Krankenwagen mit Blaulicht in die Frauenklinik, da bereits Fruchtwasser in großer Menge abgegangen war. Der Blasensprung war rechtzeitig, das Fruchtwasser war hell und das Plazentagewicht betrug 600 gr. Das Geburtsgewicht von Anika waren 3050 gr. und sie war 49 cm groß. Die Einsetzung der Atmung war spontan. Unsere Tochter war ein reifes Kind, mit einem apfelgroßen Nabelschnurbruch, der Bruchsack war intakt. Nach der Geburt wurde Anika gleich gemessen, gewogen und von Frau Dr. Reuter untersucht. Danach wurde sie angezogen und gleich aus dem Zimmer getragen. Ich hörte sie schreien und das heute noch nach 25 Jahren… denn ich sah meine Tochter danach nie wieder!!! Merkwürdig war, dass meine Tochter kein Namensbändchen an den Arm bekam. Ich kann einfach nicht zur Ruhe kommen, meine Gedanken kreisen wie verrückt… Wo ist mein Kind, wie geht es ihm, warum darf ich sie nicht sehen, nicht wissen, wo sie ist, was habt Ihr mit ihr gemacht????? Was tut man mir und dem Kind an? Ein Kind gehört zu seiner Mutter!!!!
Die Schwestern bemerkten meine Unruhe und boten mir starke Beruhigungsmittel an, die ich aber ablehnte. Ich wollte wissen was eigentlich los ist, doch die Schwestern machten einfach nur zu. Sie standen ja unter Schweigepflicht, diese durfte ja zu DDR- Zeiten nicht verletzt werden, sonst hätten sie nicht nur ihren Job verloren, sondern wurden auch noch hart bestraft.
Es kam der 14.02.1984, die Schwestern versuchten mir unbedingt ein Beruhigungsmittel zu verabreichen und ich sollte mein Zimmer nicht mehr verlassen!!!!! Niemand kümmerte sich um mich, man ließ mich einfach liegen. Nach einer gewissen Zeit kam ich auf eine Notliege, (im eigentlichen Umkleideraum der Schwestern, neben dem Schwesternzimmer) da die Betten für die Entbindungsstation gebraucht wurden, weil der Kreißsaal erneuert wurde. Immer wieder fragte ich nach meiner Tochter, wollte sie bei mir haben… eine Antwort bekam ich nicht!!!!!!!!!
Später wurde ich auf die Entbindungsstation gebracht, wo man mich wieder in einer Art Schleuse stehen lies. Wieder fragte ich nach meinem Kind, wurde aber schroff darauf hingewiesen, dass ich endlich ruhig sein soll, es wäre alles in Ordnung. Ich konnte dieses Verhalten nicht deuten, spürte nur innerlich, dass was nicht in Ordnung ist. Im Prinzip hat man mich behandelt, als hätte ich Dreck am Stecken.
Von meinem Mann bekam ich langstielige Rosen zur Geburt unseres Kindes. Diese stellte ich um die Mittagszeit vor die Tür, da sie einen starken Duft hatten. Als ich sie wieder reinholen wollte, waren sie weg. Eine Putzfrau sagte mir heimlich, dass sie zerbrochen in der Mülltonne liegen. Heimlich schlich ich mich mit ihr zu den Räumen, wo der Müll deponiert wurde, sie hatte Recht, es waren meine Rosen. Ich schoss darauf hin ins Schwesternzimmer. Ich legte den Sachverhalt unverblümt klar und sagte energisch, dass ich nun in mein Zimmer gehe und wenn die Blumen nicht fünf Minuten später wieder da wären, würde ich einen Aufstand machen, der sich gewaschen hätte. Die Schwestern schauten auf den Boden, nur die Oberschwester äußerte sich, dass ich mich nicht so anstellen soll, da ich ja noch Kinder zu Hause hätte. Es verschlug mir die Sprache und ich wollte den Stationsarzt sprechen, dieses wurde mir verwehrt. Ich sollte in mein Zimmer gehen, sagte man mir. Kurz darauf kam die Oberärztin Reuter und erklärte mir, dass mein Kind einen Nabelbruch hat, der nicht gefährlich sei und erst mit drei Jahren operiert werden müsse. Ich sagte, ich wolle meine Tochter sehen, dies wehrte sie mit den Worten ab, dass man sie nach Leipzig wegen der Nabel-OP gebracht hätte… doch wie passt das denn nun zusammen, war mein Gedanke. Ich wollte die Telefonnummer von Leipzig haben, um mich nach dem Gesundheitszustand meines Kindes zu erkundigen. Sie meinte sie würde mir die Nummer nicht geben, da sie meinte, ich solle mich erst einmal um meine Gesundheit kümmern. Mein Kind wäre in guten Händen.
Heimlich besorgte ich mir die Telefonnummer der Kinderklinik in Leipzig und rief dort am 11.02., 12.02. und am 13.02. heimlich an. Erst kannte keiner eine Anika Bethe, die am 10.02.1984 geboren war. Ich blieb hartnäckig und verlangte nach dem Vorgesetzten des Herrn. Erst dann sagte man mir, ich solle mich beruhigen und einen Moment warten, dieser Moment kam mir wie eine Ewigkeit vor. Danach meldete sich diese männliche Stimme am Telefon noch einmal und gab mich weiter. Sehr stockend und stotternd wurde mir gesagt, es ginge ihr gut, dann wurde aufgelegt. Wie ein Löwe lief ich hin und her. Nun wusste ich endgültig, dass etwas nicht stimmt. Immer wieder versuchte ich etwas von den Schwestern heraus zu bekommen, traf aber nur auf eiskalte Gesichter. Außer bei einer Lernschwester, sie sah mich mitleidig an, doch wenn ich einen Schritt auf sie zukam, verschwand sie schnell oder die Schwestern riefen sie zu sich.
Meine Rosen standen auch wieder vor der Tür, jedoch total lädiert. Es war ein trauriges Bild, diese Rosen zu sehen. Ich wurde immer nervöser, kam mir vor wie in einem Käfig. Ich fragte immer wieder, was die von mir wollten, denn ich wurde auf Schritt und Tritt beobachtet, sogar wenn ich auf die Toilette wollte. Sobald ich auf dem Gang war, wurde ich in mein Zimmer verwiesen. Am 14.02.1984 holte man mich in das Stationszimmer, dort saß Dr. Otto. Mein damaliger Ehemann stand, mit einer Schwester, vor dem Stationszimmertür und durfte nicht mit rein. Dr. Otto erklärte mir, dass mein Kind an einem Nabelbruch operiert wurde, mit einer Art, dass ich glaubte jede Minute meine Anika im Arm halten zu dürfen. Ich freute mich innerlich, bis er auf einmal ganz kalt sagte, dass meine Tochter den Tag verstorben sei. An was und wieso sagte er mir nicht. Ich stürmte aus dem Zimmer, an meinem Mann und meiner Schwägerin vorbei, in mein Zimmer. Mein Mann folgte mir und nahm mich gleich weinend in den Arm. Er hatte am 14.02.1984 nachmittags aus Leipzig ein Telegramm erhalten. Ich sagte ihm, dass alles eine Lüge ist. Anika sei nie und nimmer verstorben. Ich habe eine Stunde später die Klinik auf eigenen Wunsch verlassen. Der Arzt wollte mich nicht entlassen, jedoch habe ich ihm erklärt, dass ich die Klinik mit oder ohne sein Einverständnis verlasse. Er sagte dann ganz mitleidig, dass ich in die Klinik jeder Zeit wieder zurückkommen könnte, falls mit mir irgendwas sein sollte. Dies hörte ich beim herausgehen. Ich antwortete, dass dies nicht der Fall sein wird, da ich mich betrogen fühlte. Als ich zu Hause ankam, lies ich erst einmal alles aus mir raus, meine ganze Wut und Traurigkeit. Meinem Mann sagte ich, Anika ist nicht tot, sie lebt. Er versuchte mich zu trösten, aber ich lies es nicht zu. Ich stürzte mich gleich an die Arbeit, so dass ich keine Zeit zum Nachdenken hatte. Von der Klinik bekam ich bescheid, dass ich den Totenschein in Leipzig abholen sollte. Wir fuhren mit total gemischten Gefühlen hin. Auf dem Totenschein stand, dass unser Kind am 13.02.1984, um 23.10 Uhr an Kreislaufversagen verstorben ist. Wir wurden stutzig, besonders ich. Laut Aussage von Dr. Otto war unser Kind doch am 14.02.1984 verstorben!
Dann fing ich an nach Puzzleteilen zu suchen. Immer wieder versuchte ich meinem Mann davon zu überzeugen, dass etwas nicht stimmt. Er war jedoch der Meinung, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Er sagte mir auch nicht, dass in dem Telegramm nicht der Name Anika stand, sondern der Name Anja! Er wollte mich nicht noch mehr beunruhigen. Wir bekamen auch Post von Leipzig und Halle, dass wir zu einem genetischen Test kommen sollten, da wir ein Ehepaar unter Tausenden wären, die keine gemeinsamen gesunden Kinder bekommen könnten. So war es geschrieben und mein Mann glaubte es. Ich bäumte mich gegen dieses Schreiben auf, so dass es zwischen uns nur noch zu Streit kam. Ich weinte sehr oft, da ich diese Komödie einfach nicht glauben konnte und wollte, da ich bereits zwei gesunde Kinder von meinem verstorbenen Mann geboren hatte und mein Mann auch eine gesunde Tochter hatte. Ich konnte meinen Mann überzeugen, dass wir diesen Test nicht machen lassen. Aus Wut zerriss ich diese Briefe. Danach hatte ich mehrfache Zusammenbrüche, die ich aber selber abfangen konnte. Ich kniete mich in meine Arbeit, meinen Haushalt und in die Versorgung meiner Kinder.
Danach versuchte ich meinen Mann zu überzeugen, nochmals ein Kind zu zeugen, doch er lehnte es ab, da er im Hinterkopf hatte, noch mal ein Kind zu verlieren und mich womöglich auch noch. Das Risiko wollte er nicht eingehen. Ich wollte beweisen, dass Anika lebt und wir keinen Gendefekt haben. Er versuchte alles, um mich von dem Thema ab zu lenken. Doch je mehr er auf mich einwirkte, desto mehr entfernte ich mich von ihm, hatte sogar Angst, wenn wir ins Bett gingen. Ich habe meinen Mann betrogen, indem ich ihn verschwieg, dass ich die Pille abgesetzt hatte. Ich wurde schwanger und habe meinen Willen durchgesetzt, um zu beweisen, dass wir keinen Gendefekt haben und ein gesundes Kind zur Welt bringen werden!!
Am 31.10.1985 kam unsere Tochter Sandra gesund zur Welt. Anwesend war wieder Frau Dr. Reuter. Ich sprach sie auf Anika an, doch sie wehrte das Thema ab und sie verließ sofort das Zimmer, in dem ich lag. Sie vermied jeden Kontakt zu mir. Nun habe ich den Beweis, dass wir nicht zu den Ehepaaren gehören, die keine gesunden Kinder bekommen können.
Unbewusst machte ich meinen Mann für alles verantwortlich. Unsere Ehe hatte dadurch keine lange Lebensdauer. Ich fühlte mich betrogen, auch um mein Mutterglück. Für mich gibt es nichts Schöneres als Kinder. Ich habe wieder geheiratet und nach meiner Flucht aus der DDR noch vier weitere gesunde Kinder geboren, meine Tochter Anika konnte ich all die Jahre nicht vergessen. Vor allen Dingen an den Tagen, wie Geburtstage, Weihnachten, Familienfeste usw., denn gerade dann gehört eine Familie zusammen. Auch wenn meine Familie nun groß ist, gibt es immer einen leeren Platz am Tisch.
Ich bin durch den Verlust meiner Tochter sehr krank geworden. Jede Fernsehsendung, in der es um adoptierte Kinder aus der ehemaligen DDR geht verfolge ich, in der Hoffnung, dass auch Anika ihre leiblichen Eltern sucht. Ich weine jedes Mal, wenn ich sehe, wie Familien wieder vereint werden und sich in die Arme schließen können. Ich hoffe immer wieder, dass auch ich das Glück einmal habe. Mein jüngster Sohn, er ist 12 Jahre, vermeidet solche Sendungen, weil er es nicht mehr ertragen kann, dass seine Mutter jedes Mal weinend am TV sitzt. Bei mir gab es keine Adoption, das weiß ich vom Jugendamt! Allerdings hatte mir eine Mitarbeiterin des Jugendamtes einmal gesagt, dass es eine Akte zu Anika gibt. Als ich das nächste Mal da war, ist diese Mitarbeiterin ins Archiv gegangen, um die Akte zu holen. Sie kam wieder ohne Akte. Sie sagte mir, dass die Akte nicht mehr auffindbar wäre. Nein, bei mir ist es schlimmer, mir wurde mein Kind geraubt. Ich bin mir sicher, in Leipzig wurde unser Kind nicht verbrannt, es war ein anderes Kind, auch wenn man uns das glauben machen wollte. Die ganzen Jahre war ich nicht untätig, doch egal an wen ich mich wand, z.B. Medien wie TV und Zeitschriften, niemand wollte mir weiterhelfen!!!!!!!!! Es wurde jede Hilfe einfach blockiert. Mein Gefühl sagt mir, dass es meiner Tochter gut geht und es sich bester Gesundheit erfreut. Sie nennt eine andere Frau Mutti, ohne zu wissen, dass sie meine Tochter ist. Ich habe die Karten legen lassen, diese sagen:
Sie ist im sozialen Bereich tätig und kreativ…. diese Eigenschaft hat sie von mir geerbt. Die Karten sagen , dass sie sich aufhält, wo es Berge gibt, die höher sind als der Brocken oder der Schwarzwald. Sie hat einen Bauernhof umgebaut, in dem sie lebt. Er ist umgeben von großen Tannenbäumen. Sie trägt einen anderen Namen und ihre Scheinmutter hüllt sich in Schweigen.
Ich möchte nur wissen, warum man mir das Glück genommen hat und mein Kind endlich in die Arme nehmen. Ich hoffe, dass ehemaliges Pflegepersonal sich an diesen Sachverhalt erinnern kann und mir Hinweise zum Auffinden meiner Tochter geben kann.
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Martina Lenz.
Wilken, Monika geb. Bensch
Wilken, Rene
Bethe, Anika
Ich suche meine Tochter geb. Bethe, Anika. Der Vater ist Bethe, Michael und wurde am 27.12.1955 in Dessau geboren.
Nun zu dem Sachverhalt: Beginn eines Alptraums! Der Geburtstag unseres Kindes, Anika Bethe ist am 10.02.1984. Sie wurde in der Frauenklinik Dessau/ Ziebig geboren. Am 10.02.1984 kam ich am Vormittag mit dem Krankenwagen mit Blaulicht in die Frauenklinik, da bereits Fruchtwasser in großer Menge abgegangen war. Der Blasensprung war rechtzeitig, das Fruchtwasser war hell und das Plazentagewicht betrug 600 gr. Das Geburtsgewicht von Anika war 3050 gr. und sie war 49 cm groß. Die Einsetzung der Atmung war spontan. Unsere Tochter war ein reifes Kind, mit einem apfelgroßen Nabelschnurbruch, der Bruchsack war intakt. Nach der Geburt wurde Anika gleich gemessen, gewogen und von Frau Dr. Reuter untersucht. Danach wurde sie angezogen und gleich aus dem Zimmer getragen. Ich hörte sie schreien, und das heute noch nach 25 Jahren… denn ich sah meine Tochter danach nie wieder!!! Merkwürdig war, dass meine Tochter kein Namensbändchen an den Arm bekam. Ich kann einfach nicht zur Ruhe kommen, meine Gedanken kreisen wie verrückt. Wo ist mein Kind, wie geht es ihm, warum darf ich sie nicht sehen, nicht wissen, wo sie ist, was habt Ihr mit ihr gemacht????? Was tut man mir und dem Kind an? Ein Kind gehört zu seiner Mutter!!!!
Die Schwestern bemerkten meine Unruhe und boten mir starke Beruhigungsmittel an, die ich aber ablehnte. Ich wollte wissen was eigentlich los ist, doch die Schwestern machten einfach nur zu. Sie standen ja unter Schweigepflicht, diese durfte ja zu DDR-Zeiten nicht verletzt werden, sonst hätten sie nicht nur ihren Job verloren, sondern wurden auch noch hart bestraft. Es kam der 14.02.1984, die Schwestern versuchten mir unbedingt ein Beruhigungsmittel zu verabreichen und ich sollte mein Zimmer nicht mehr verlassen!!!!! Niemand kümmerte sich um mich, man ließ mich einfach liegen. Nach einer gewissen Zeit kam ich auf eine Notliege, (im eigentlichen Umkleideraum der Schwestern, neben dem Schwesternzimmer) da die Betten für die Entbindungsstation gebraucht wurden, weil der Kreissaal erneuert wurde. Immer wieder fragte ich nach meiner Tochter, wollte sie bei mir haben… eine Antwort bekam ich nicht!!!!!!!!!
Später wurde ich auf die Entbindungsstation gebracht, wo man mich wieder in einer Art Schleuse stehen lies. Wieder fragte ich nach meinem Kind, wurde aber schroff darauf hingewiesen, dass ich endlich ruhig sein soll, es wäre alles in Ordnung. Ich konnte dieses Verhalten nicht deuten, spürte nur innerlich, dass was nicht in Ordnung ist. Im Prinzip hat man mich behandelt, als hätte ich Dreck am Stecken.
Von meinem Mann bekam ich langstielige Rosen zur Geburt unseres Kindes. Diese stellte ich um die Mittagszeit vor die Tür, da sie einen starken Duft hatten. Als ich sie wieder reinholen wollte, waren sie weg. Eine Putzfrau sagte mir heimlich, dass sie zerbrochen in der Mülltonne liegen. Heimlich schlich ich mich mit ihr zu den Räumen, wo der Müll deponiert wurde, sie hatte Recht, es waren meine Rosen. Ich schoss darauf hin ins Schwesternzimmer. Ich legte den Sachverhalt unverblümt klar und sagte energisch, dass ich nun in mein Zimmer gehe und wenn die Blumen nicht fünf Minuten später wieder da wären, würde ich einen Aufstand machen, der sich gewaschen hätte. Die Schwestern schauten auf den Boden, nur die Oberschwester äußerte sich, dass ich mich nicht so anstellen soll, da ich ja noch Kinder zu Hause hätte. Es verschlug mir die Sprache und ich wollte den Stationsarzt sprechen, dieses wurde mir verwehrt. Ich sollte in mein Zimmer gehen, sagte man mir. Kurz darauf kam die Oberärztin Reuter und erklärte mir, dass mein Kind einen Nabelbruch hat, der nicht gefährlich sei und erst mit drei Jahren operiert werden müsse. Ich sagte, ich wolle meine Tochter sehen, dies wehrte sie mit den Worten ab, dass man sie nach Leipzig wegen der Nabel-OP gebracht hätte… doch wie passt das denn nun zusammen, war mein Gedanke. Ich wollte die Telefonnummer von Leipzig haben, um mich nach dem Gesundheitszustand meines Kindes zu erkundigen. Sie meinte sie würde mir die Nummer nicht geben, da sie meinte, ich solle mich erst einmal um meine Gesundheit kümmern. Mein Kind wäre in guten Händen.
Heimlich besorgte ich mir die Telefonnummer der Kinderklinik in Leipzig und rief dort am 11.02., 12.02. und am 13.02. heimlich an. Erst kannte keiner eine Anika Bethe, die am 10.02.1984 geboren war. Ich blieb hartnäckig und verlangte nach dem Vorgesetzten des Herrn. Erst dann sagte man mir, ich solle mich beruhigen und einen Moment warten, dieser Moment kam mir wie eine Ewigkeit vor. Danach meldete sich diese männliche Stimme am Telefon noch einmal und gab mich weiter. Sehr stockend und stotternd wurde mir gesagt, es ginge ihr gut, dann wurde aufgelegt. Wie ein Löwe lief ich hin und her. Nun wusste ich endgültig, dass etwas nicht stimmt. Immer wieder versuchte ich etwas von den Schwestern heraus zu bekommen, traf aber nur auf eiskalte Gesichter. Außer bei einer Lernschwester, sie sah mich mitleidig an, doch wenn ich einen Schritt auf sie zukam, verschwand sie schnell oder die Schwestern riefen sie zu sich.
Meine Rosen standen auch wieder vor der Tür, jedoch total lädiert. Es war ein trauriges Bild, diese Rosen zu sehen. Ich wurde immer nervöser, kam mir vor wie in einem Käfig. Ich fragte immer wieder, was die von mir wollten, denn ich wurde auf Schritt und Tritt beobachtet, sogar wenn ich auf die Toilette wollte. Sobald ich auf dem Gang war, wurde ich in mein Zimmer verwiesen. Am 14.02.1984 holte man mich in das Stationszimmer, dort saß Dr. Otto. Mein damaliger Ehemann stand, mit einer Schwester, vor dem Stationszimmertür und durfte nicht mit rein. Dr. Otto erklärte mir, dass mein Kind an einem Nabelbruch operiert wurde, mit einer Art, dass ich glaubte jede Minute meine Anika im Arm halten zu dürfen. Ich freute mich innerlich, bis er auf einmal ganz kalt sagte, dass meine Tochter den Tag verstorben sei. An was und wieso sagte er mir nicht. Ich stürmte aus dem Zimmer, an meinem Mann und meiner Schwägerin vorbei, in mein Zimmer. Mein Mann folgte mir und nahm mich gleich weinend in den Arm. Er hatte am 14.02.1984 nachmittags aus Leipzig ein Telegramm erhalten. Ich sagte ihm, dass alles eine Lüge ist. Anika sei nie und nimmer verstorben. Ich habe eine Stunde später die Klinik auf eigenen Wunsch verlassen. Der Arzt wollte mich nicht entlassen, jedoch habe ich ihm erklärt, dass ich die Klinik mit oder ohne sein Einverständnis verlasse. Er sagte dann ganz mitleidig, dass ich in die Klinik jeder Zeit wieder zurückkommen könnte, falls mit mir irgendwas sein sollte. Dies hörte ich beim herausgehen. Ich antwortete, dass dies nicht der Fall sein wird, da ich mich betrogen fühlte. Als ich zu Hause ankam, lies ich erst einmal alles aus mir raus, meine ganze Wut und Traurigkeit. Meinem Mann sagte ich, Anika ist nicht tot, sie lebt. Er versuchte mich zu trösten, aber ich lies es nicht zu. Ich stürzte mich gleich an die Arbeit, so dass ich keine Zeit zum Nachdenken hatte. Von der Klinik bekam ich bescheid, dass ich den Totenschein in Leipzig abholen sollte. Wir fuhren mit total gemischten Gefühlen hin. Auf dem Totenschein stand, dass unser Kind am 13.02.1984, um 23.10 Uhr an Kreislaufversagen verstorben ist. Wir wurden stutzig, besonders ich. Laut Aussage von Dr. Otto war unser Kind doch am 14.02.1984 verstorben!
Dann fing ich an nach Puzzleteilen zu suchen. Immer wieder versuchte ich meinem Mann davon zu überzeugen, dass etwas nicht stimmt. Er war jedoch der Meinung, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Er sagte mir auch nicht, dass in dem Telegramm nicht der Name Anika stand, sondern der Name Anja! Er wollte mich nicht noch mehr beunruhigen. Wir bekamen auch Post von Leipzig und Halle, dass wir zu einem genetischen Test kommen sollten, da wir ein Ehepaar unter Tausenden wären, die keine gemeinsamen gesunden Kinder bekommen könnten. So war es geschrieben und mein Mann glaubte es. Ich bäumte mich gegen dieses Schreiben auf, so dass es zwischen uns nur noch zu Streit kam. Ich weinte sehr oft, da ich diese Komödie einfach nicht glauben konnte und wollte, da ich bereits zwei gesunde Kinder von meinem verstorbenen Mann geboren hatte und mein Mann auch eine gesunde Tochter hatte. Ich konnte meinen Mann überzeugen, dass wir diesen Test nicht machen lassen. Aus Wut zerriss ich diese Briefe. Danach hatte ich mehrfache Zusammenbrüche, die ich aber selber abfangen konnte. Ich kniete mich in meine Arbeit, meinen Haushalt und in die Versorgung meiner Kinder.
Danach versuchte ich meinen Mann zu überzeugen, nochmals ein Kind zu zeugen, doch er lehnte es ab, da er im Hinterkopf hatte, noch mal ein Kind zu verlieren und mich womöglich auch noch. Das Risiko wollte er nicht eingehen. Ich wollte beweisen, dass Anika lebt und wir keinen Gendefekt haben. Er versuchte alles, um mich von dem Thema ab zu lenken. Doch je mehr er auf mich einwirkte, desto mehr entfernte ich mich von ihm, hatte sogar Angst, wenn wir ins Bett gingen. Ich habe meinen Mann betrogen, indem ich ihn verschwieg, dass ich die Pille abgesetzt hatte. Ich wurde schwanger und habe meinen Willen durchgesetzt, um zu beweisen, dass wir keinen Gendefekt haben und ein gesundes Kind zur Welt bringen werden! Am 31.10.1985 kam unsere Tochter Sandra gesund zur Welt. Anwesend war wieder Frau Dr. Reuter. Ich sprach sie auf Anika an, doch sie wehrte das Thema ab und sie verließ sofort das Zimmer, in dem ich lag. Sie vermied jeden Kontakt zu mir. Nun habe ich den Beweis, dass wir nicht zu den Ehepaaren gehören, die keine gesunden Kinder bekommen können. Unbewusst machte ich meinen Mann für alles verantwortlich. Unsere Ehe hatte dadurch keine lange Lebensdauer. Ich fühlte mich betrogen, auch um mein Mutterglück.
Für mich gibt es nichts Schöneres als Kinder. Ich habe wieder geheiratet und nach meiner Flucht aus der DDR noch vier weitere gesunde Kinder geboren, meine Tochter Anika konnte ich all die Jahre nicht vergessen. Vor allen Dingen an den Tagen, wie Geburtstage, Weihnachten, Familienfeste usw., denn gerade dann gehört eine Familie zusammen. Auch wenn meine Familie nun groß ist, gibt es immer einen leeren Platz am Tisch. Ich bin durch den Verlust meiner Tochter sehr krank geworden. Jede Fernsehsendung, in der es um adoptierte Kinder aus der ehemaligen DDR geht verfolge ich, in der Hoffnung, dass auch Anika ihre leiblichen Eltern sucht. Ich weine jedes Mal, wenn ich sehe, wie Familien wieder vereint werden und sich in die Arme schließen können. Ich hoffe immer wieder, dass auch ich das Glück einmal habe. Mein jüngster Sohn, er ist 12 Jahre, vermeidet solche Sendungen, weil er es nicht mehr ertragen kann, dass seine Mutter jedes Mal weinend am TV sitzt.
Bei mir gab es keine Adoption, das weiß ich vom Jugendamt! Allerdings hatte mir eine Mitarbeiterin des Jugendamtes einmal gesagt, dass es eine Akte zu Anika gibt. Als ich das nächste Mal da war, ist diese Mitarbeiterin ins Archiv gegangen, um die Akte zu holen. Sie kam wieder ohne Akte. Sie sagte mir, dass die Akte nicht mehr auffindbar wäre. Nein, bei mir ist es schlimmer, mir wurde mein Kind geraubt. Ich bin mir sicher, in Leipzig wurde unser Kind nicht verbrannt, es war ein anderes Kind, auch wenn man uns das glauben machen wollte. Die ganzen Jahre war ich nicht untätig, doch egal an wen ich mich wand, z.B. Medien wie TV und Zeitschriften, niemand wollte mir weiterhelfen! Es wurde jede Hilfe einfach blockiert. Mein Gefühl sagt mir, dass es meiner Tochter gut geht und es sich bester Gesundheit erfreut. Sie nennt eine andere Frau Mutti, ohne zu wissen, dass sie meine Tochter ist. Ich habe die Karten legen lassen, diese sagen: Sie ist im sozialen Bereich tätig und kreativ…. diese Eigenschaft hat sie von mir geerbt. Die Karten sagen , dass sie sich aufhält, wo es Berge gibt, die höher sind als der Brocken oder der Schwarzwald. Sie hat einen Bauernhof umgebaut, in dem sie lebt. Er ist umgeben von großen Tannenbäumen. Sie trägt einen anderen Namen und ihre Scheinmutter hüllt sich in Schweigen.
Ich möchte nur wissen, warum man mir das Glück genommen hat und mein Kind endlich in die Arme nehmen.
Weitere Informationen
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Martina Lenz.
Bartels, Karl Heinz
Ich suche meinen leiblichen Vater, er soll in Halle/ Saale wohnen. Dort hatte er meine Mutter Anett im Klinikum Kröllwitz kennen gelernt. Ich möchte endlich wissen, wo meine Wurzeln sind und würde mich über Hilfe sehr freuen.
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Jacqueline Zeidler.
Badewitz, Heiko
Ich suche meinen Halbbruder Heiko. Meine Eltern sind Ilse Hildegard Badewitz, geb. Misch, geb. am 02.11.1934 und Helmut Badewitz. Seit 1992 versuche ich über das Jugendamt, Frau Dickhoff (Adoptionsstelle) Kontakt zu den bekannten Adoptiveltern aufzunehmen. Beim Erstkontakt bestritten die Adoptiveltern einen Adoptivsohn zu haben. Ich habe mehrere Versuche über das Jugendamt, immer über die gleiche Sachbearbeiterin gestartet, aber ohne Erfolg. Diese geht nun bald in den Ruhestand. Inzwischen glaube ich herausgehört zu haben, dass wohl auch der Vorname meines Bruders geändert wurde, was wohl damals eher unüblich war. Die Adoptiveltern haben mich inzwischen anwaltlich aufgefordert, weitere Kontaktaufnahmen zu unterlassen. Ich möchte aber nicht aufgeben. Habe aber kein Geld für Alternativen und keine Ambitionen auf öffentlichen Rummel und Medien. Ich gehe weiterhin davon aus, dass es sich um eine Zwangsadoption, da ich Pergamente fand, wo darüber getextet wurde, dass die Adoption zügig von statten gehen sollte, da die Mutter (welche zur Zeit inhaftiert war) ihre Kinder (meinen Bruder und mich) nach ihrer Haftentlassung „zurückholen“ wollte. Inzwischen bestätigte die leibliche Mutter, Frau Ilse Badewitz, dass es sich um eine Zwangsadoption handelte. Sie wies wiederholt darauf hin, dass sie zu keinem Zeitpunkt ihrer Inhaftierung ihre Bereitschaft zur Freigabe bzw. zur Adoption ihrer Kinder zustimmte. Ich kam als schulpflichtiges Kind nach Glauchau in ein Kinderheim. Mein Bruder kam (so glaube ich, mir gemerkt zu haben) nach Crimmitschau in ein Heim für Kleinstkinder. Dies muss ca. im Frühjahr 1980 gewesen sein.
Mit freundlicher Genehmigung von Frau Simone Röder.